Ein besonderes Sommerkonzert wurde schon im vergangenen Weihnachtskonzert angekündigt: Nach über 20 Jahren an der Viko wird Herr Frey zum Ende dieses Schuljahres in den Ruhestand gehen. Somit wird die Viktoriaschule eine Säule ihres Musiklebens verlieren, wie an seiner häufigen Nennung im Konzertprogramm unschwer zu erkennen ist: Bläserklasse, Blasorchester, Chor 6, Chor 7-12, Bläser des großen Orchesters. Aber noch war es am 11.6. nicht so weit, denn es stand ein großartiges Programm vor vollem Haus bevor.
Sommerkonzert I
Das erste Sommerkonzert wurde von der Streichklasse 5b unter der Leitung von Frau Troeger eröffnet. Klangschön musizierte das jüngste Instrumentalensemble das bekannte „Freude schöner Götterfunken“ von L. v. Beethoven. Dieses Musikstück sei ein gutes Zeichen kurz nach der Europawahl, meinte der Schulleiter Herr Schaab in seiner Begrüßung, und fuhr augenzwinkernd fort, dass dann beim Abitur wohl die komplette neunte Sinfonie erklingen werde.
Der anschließende Tango von P. und B. Boch, eingeleitet durch ein Klavier-Solo von Elif Genc (10c), wurde von der 5b temperamentvoll gestaltet.
Die Bläserklasse 6b, dirigiert von Herrn Frey, begeisterte mit orchestralem Sound, sicherer Technik und ausgefeilter Dynamik. Zuerst wurde die Farandole von G. Bizet souverän gemeistert, anschließend das anspruchsvolle Werk „Die Nacht auf dem kahlen Berge“ von M. Mussorgski. Die beiden jungen Instrumental-Klassen beeindruckten mit ihren erstaunlichen Leistungen das Publikum nachhaltig.
Chor 5, von Herrn Kraft selbst am Klavier begleitet, schlug eher ruhige und melancholische Töne an – das aber gekonnt. Mit dem stimmungsvoll dargebotenen Song „In Dreams“ aus dem Film „Herr der Ringe“ und „Where are you now“ bezauberten sie die Zuhörer.
Dirigiert von Frau Troeger musizierte das Streichorchester „Aeolius“ von Margaret A. Fenske. Solide Bass-Pizzicati lieferten die Basis, auf der anschließend die kniffligen polyphonen Klippen gekonnt umschifft wurden. Bei „Lovely“ von Billie Eilish spielten sich die Streicherstimmen gekonnt die musikalisch-melodischen Bälle zu. Hier wurde das Ensemble von Stefan Löw, dem anderen Orchesterleiter, am Klavier unterstützt.
Das Blasorchester unter der Leitung von Herrn Frey nahm danach die Zuhörer mit auf andere Umlaufbahnen – es erklang, kultiviert gespielt, der „Jupiter“ aus „Die Planeten“ von G. Holst. Das anschließende „Best of Queen“ versetzte auch das Publikum in beste Stimmung.
Den letzten Auftritt im ersten Konzert gestaltete der Chor 6, ebenfalls von Herrn Frey dirigiert und am Klavier begleitet. Gestartet mit einem eher zart gesungenen „Lemon Tree“ baute sich der Bogen über „Viva la vida“ von Coldplay dynamisch auf, bis zum krönenden Abschluss mit „Alles nur geklaut“ von Den Prinzen – mehrstimmig, textverständlich und sogar mit einem Solo.
Schon war das erste Konzert vorbei und Herr Frey wurde zusammen mit den anderen verantwortlichen Musiklehrern und -lehrerinnen von der Schulleitung gewürdigt und vom Publikum in der brechend vollen Orangerie gefeiert.
Sommerkonzert II
Kaum eine Stunde später stand schon alles wieder bereit für das Große Orchester. In dem Zusammenhang müssen unbedingt das Orga-Team und die Tontechnik an prominenter Stelle genannt werden, denn ohne deren unermüdlichen Einsatz wäre der reibungslose Ablauf und die blitzschnellen Umbauphasen nicht möglich gewesen.
Das Große Orchester, dirigiert von Frau Troeger, füllte mit seinen sinfonischen Ausmaßen die Bühne komplett aus. Es wusste sofort das Publikum für sich einzunehmen. In der Walzerseligkeit von D. Schostakowitsch glänzten satte Bassmelodien in Bläsern und Streichern. In seiner kurzen und herzlichen Begrüßung nahm der Schulleiter, Herr Schaab, Bezug auf die volle Bühne und das volle Haus, mit dem sich die Viktoriaschule sehen und hören lassen kann.
Das anschließende „Bella Ciao“ wurde von Frau Troeger umbenannt in „Bello Ciao“ und Herrn Frey zum Abschied gewidmet, passenderweise nur von Bläsern des Orchesters schwungvoll intoniert. Die Peer Gynt Suite zum Abschluss begeisterte mit voller sinfonischer Pracht und vielen guten Einzelleistungen.
Bei der wieder erstarkten Big Band, unter der Leitung von Herrn Kraft, stachen bei „The Incredibles“ die Saxophon-Soli hervor, konterkariert vom Blech, während in „All Star“ nicht nur ein fetziges, vertracktes Posaunensolo überraschte, sondern auch der Einsatz von Kazoos die Zuhörer zum Schmunzeln brachte. Das Ganze wurde vom Schlagzeug gut zusammengehalten. „Mack The Knife“, ein bekannter Song aus der Dreigroschenoper von K. Weill, kam dagegen weniger gefährlich, denn gutgelaunt swingend daher und ließ viele Füße im Publikum mitwippen.
Wer sich mit den Viko-Konzerten auskennt, ist immer besonders gespannt, was sich die Percussion-AG zusammen mit ihrer Leiterin Frau Troeger hat einfallen lassen. Diesen Sommer hieß das Thema „Sound Recycling“. Es begann mit Body Percussion und erweiterte sich dann auf alle möglichen und unmöglichen Gegenstände, die zum Klingen gebracht wurden: Dosen, Töpfe, Gläser, riesige Eigenbauten aus Verpackungsmaterialien – also eine Art Klangcollage, mit vielen rhythmischen Finessen, überzeugend und unterhaltsam dargeboten, bis das Stück in einer erstaunlich lautstarken Klangapotheose endete.
Der letzte Auftritt des Abends gebührte Herrn Frey mit dem Chor 7-12. „Summer in the City“ überzeugte mit anspruchsvollen Harmonien, sicher und synchron dargeboten, vom Sopran überstrahlt. Die Klavierbegleitung übernahm der Viko-Lehrer Herr Birkenbusch, wie auch später bei „Can you feel…“.
Auf eine Klangreise in die Karibik begaben sich die Zuhörer bei „Peze Cafe“ von S. Källman. Man meinte, sich dort auf einem Dorfplatz wiederzufinden, und lauschte dem turbulenten Treiben, dem Acapella-Gesang der Frauen oder (und) der Männer, Gelächter und Gesprächsfetzen. Justus Lechelt (E2) vervollständigte die Atmosphäre durch seinen Percussion-Part.
Der anschließende Klassiker „Mamma mia“ von ABBA holte die Zuhörer schnell wieder aus den Urlaubsträumen zurück. Den Klassiker, von Herrn Frey am Klavier begleitet, sang der Chor mehrstimmig und klangschön. Mit „Can you feel the love tonight“ von Elton John war auch schon das letzte Stück des Abends erreicht – zu Herzen gehend, vor allem in dem Wissen, dass es nicht nur das letzte Stück des Abends war, sondern auch das letzte Mal, dass Herr Frey bei einem Viko-Schulkonzert auf der Bühne stand.
Der Beifall wollte nicht enden. Schüler und Schülerinnen, Schulleitung, Kolleginnen und Kollegen sprachen Herrn Frey ihren herzlichen Dank aus und überreichten Geschenke.
Als Überraschung wurde danach die Bühne gestürmt von vielen der vorigen Beteiligten und „Thank you for the music“ zusammen mit dem Publikum angestimmt, als ein Zeichen des Dankes und der Würdigung für über 20 Jahre Arbeit an der Viktoriaschule, dem Aufbau der Bläserklasse, der Chorleitung, den vielen Musikfahrten, und, und, und, … ein tosender, nicht enden wollender, verdienter Applaus zum Abschied.
Thank you for the music, lieber Herr Frey!